Vision

Das Handwerk hat einen goldenen Boden!

  • Welche grandiosen Werke und Fähigkeiten hat Handwerk und Kunst bis zur Gegenwart generiert!
  • In der Blüte der Renaissance schufen sie Qualität und Lebensreichtum in Florenz, in den Hansestädten, im elisabethanischen England …
  • Erreicht wurde dies durch Forschergeist, Vertiefung und Genauigkeit, Inspiration und Fleiß.
  • Diesen unendlichen Reichtum wollen wir verstehen, erhalten, weiterentwickeln und in die Zukunft führen!

Dem gegenüber steht als relativ junge Entwicklung ein Aufruf zum Gesellschaftsvertrag für ein wertegetragenes Zusammenleben: Gleichberechtigung, freie Entfaltung der Persönlichkeit, Empathie, Diversität und Integration bestimmen als Grundwerte zunehmend das gesellschaftliche Bewusstsein. Auch wenn es uns als Gesellschaft bisher nur bedingt gelingt, diese Werte wirklich in die Praxis umzusetzen, sind sie doch weltweit zum bestimmenden Faktor für eine Zukunft in Menschenwürde geworden.

Unserer Zukunft obliegt es, diese beiden Felder, die Entwicklung von Werten für eine offene Gesellschaft und die kreative Produktivität, in eine höhere Einheit zu bringen. Dies ist eine enorme Herausforderung für ein sozialkünstlerisches Gestalten:

Diese beiden Felder können sich unter Umständen widersprechen und auch aufheben. Der Qualitätsanspruch in Handwerk und Kunst scheint erst einmal der Gleichberechtigung und Diversität entgegenzustehen. So kann Qualität schnell zur Hierarchisierung, Ausgrenzung und Einengung des Lebens führen.

Auf der anderen Seite können Werteausrichtungen wie Diversität und Integration auch zum Verlust starker Konturen und zur Vernachlässigung der Produktivität verleiten, wenn sie nicht verinnerlicht werden.

Als zusätzlich herausfordernder Faktor in diesem Spannungsfeld wirkt der rasante Fortschritt in der Technik.

Die Dynamik dieser Entwicklung in den letzten Jahren ist atemberaubend und stellt vor allem unsere Jugend als „Digitals“ vor eine große Herausforderung. Im Individuellen besteht die Gefahr in einer passiven Konsumhaltung, gesellschaftlich in einem Wegfall vieler Berufszweige. Dabei liegt wohl die größte Gefahr in einer Abkopplung der sogenannten bildungsfernen Schichten aus der Entwicklung. Die Digitalisierung wird zunehmen ein Feld für Hochbegabte sein. Damit könnten große Teile der Gesellschaft und besonders der Jugend den Anschluss an eine wertgetragene, produktive Lebensperspektive verlieren und dies mit allen Folgen, die ja tendenziell heute schon absehbar sind.

Zu den Gefahren dieser Entwicklung gehört außerdem die Entkoppelung der Gesellschaft vom Werk der Hände, und damit einem wesentlichen Bestandteil der Entwicklung einer ganzheitlichen Intelligenz, besonders der Emotionalen Intelligenz.

Damit ist das Entwicklungsfeld skizziert, dem sich die Initiativ Werkstatt Freiraum stellen will. Gesellschaftliche Visionen müssen für eine Relevanz im Entwicklungsprozess in der Praxis ihre Richtigkeit und Fruchtbarkeit beweisen.

Der Gründungsimpuls der Offenen Werkstätten und ihrer Organisation, dem Verbund der Offenen Werkstätten, gestützt durch die Stiftung anstiftung und der Gründungsimpuls der Projektfabrik treffen sich in wesentlichen Bereichen:

Das Menschliche über das Fachliche und Ökonomische zu stellen und freie Zugänge zu Bildung und Persönlichkeitsentwicklung zu ermöglichen. Die Ziele der Diversität und Integration bildet sich aber bei Beiden nicht im abstrakten Ideal, sondern ganz praktisch an der Fachlichkeit: Bei den Offenen Werkstätten an Handwerk und Kunst, bei der Projektfabrik an der Schauspielkunst.

Dieser mittelbare Zugang vereinigt das Beste aus beiden Feldern, der allgemeinen Persönlichkeitsentwicklung und der fachlichen Vertiefung:

Durch die Beziehung der beiden Felder aufeinander erlebt der Teilnehmende die Auseinandersetzung mit fachlichen Formen aus Handwerk und Kunst verbunden mit einem Zuwachs an Selbstbestimmung, lebendiger Gemeinschaft, Initiative und Inspiration. In dieser Bewegung macht das Leben Sinn und Freude, die Zukunft wird offen!

Diesen Lebensraum wollen wir in unserer Kooperation besonders der Jugend zur Verfügung stellen.

Die Jugend hat für einen zukünftigen Lebensentwurf nicht nur das Bedürfnis, sondern auch ein Recht an uns, dass wir Wege eines Lebens in Menschenwürde und fruchtbarer Gemeinschaft aufzuzeigen.

Dies ist das Ziel, das uns zur Kooperation begeistert. Wir wollen damit nicht nur in den Offenen Werkstätten ein neues Bildungskonzept implementieren, das besonders benachteiligten Jugendlichen eine Perspektive für individuelle und kreative Lernwege eröffnet, wir wollen mit dieser Initiative auch die Bildungslandschaft herausfordern, solche Wege in den bestehenden Bildungsinstitutionen zu beschreiten.

Die Zukunft?

Ein vierter Bildungsweg…

Die Offenen Werkstätten sind jetzt schon Orte, an denen ein „vierter“ Bildungsweg für jeden offen steht. Dieser ist gekennzeichnet durch non- formales und informelles Lernen und stärkt damit die Selbstbestimmung und Selbstverantwortung für den Einzelnen.

Die strukturelle Offenheit dieser Initiativen schafft damit den Freiraum, der in unserer hochformativen Gesellschaft so notwendig ist.

Der Jugend, vor die Wahl gestellt ist, der Engführung der Bildungssysteme zu folgen oder perspektivlos den Konsumangeboten zu verfallen, wird hier ein Angebot gegeben, wirklich an sich selbst und an der Gemeinschaft zu wachsen.

An Handwerk und Kunst können sie ihre Kräfte messen und ihre Fähigkeiten entdecken. Sie sind dabei frei von jedem Leistungsdruck, aber nicht alleingelassen, da inspirierte Anleiter ihnen Begeisterung für Qualität geben können.

Ein Produkt von der Idee über die Fertigung bis zur Realisierung selber zu schaffen und in der Gemeinschaft zu erleben, das gibt jedem Menschen Selbstsicherheit und Selbstwert. Dieses Grunderleben menschlicher Qualität braucht die Jugend, um gesund in die Zukunft wachsen zu können!

Jung und Alt

Jugendliche erwarten für einen Ort, an dem sie sich wohlfühlen, eine bestimmte Atmosphäre und bestimmte Begebenheiten. So brauchen sie z.B. einen eigenen Raum, indem sie untereinander „ungestört“ Beziehungen aufbauen können. Die sozialkünstlerische Gestaltung besteht darin, diesen besonderen Ort für Jugendliche in das Gesamtkonzept der Werkstatt zu integrieren. Dabei liegt das besondere Augenmerk auf der Fragestellung, wie Jugendlichen, die von sich aus nicht den Weg in Offene Werkstätten finden würden, der Zugang ermöglicht werden kann.

Dabei haben wir als Kooperationspartner die Haltung, Jugendliche mit erschwerten Zugängen zu Bildung nicht als Problemgruppe zu sehen, sondern das Problem bei der Gesellschaft selbst zu suchen, und daraus Entwicklungsperspektiven zu finden. Nach unserer Erfahrung spüren Jugendliche diesen Unterschied in der Haltung sehr genau und nehmen ihn dankbar an. Sie sind dadurch aus der Stigmatisierung befreit und können eine selbstbestimmte Entwicklung beginnen.

Gesellschaftliche Wertungen wie Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit werden aus ihrer standardisierten Starre befreit und in jedem Einzelnen intrinsisch und frei neu aufgebaut.

Diese besondere Einbeziehung der Jugendlichen wir in die bestehende, altersunbestimmte Struktur eingebaut. Im Gegensatz zu Jugendzentren oder Jugendtreffs ist die Jugendarbeit damit eingebettet in eine generationsübergreifende Begegnung und Zusammenarbeit.

Es wird daraus ein sozialer Mikrokosmos entstehen, der zum Vorbild der Gesellschaft werden kann. 

Arbeit in einer hochautomatisierten Gesellschaft?

Die Zukunft ist offen! Wenn aber die Ziele der Wirtschaft für eine generelle Umstellung der Produktion in Digitalisierung, künstliche Intelligenz und umfassende Automatisierung realisiert werden sollten, brauchen wir als Gesellschaft einen Entwurf für zukünftiges Lernen und Arbeiten für den größten Teil der Bevölkerung, der dann für die Produktion nicht mehr „gebraucht“ wird.

Im besten Fall entsteht dann eine Kultur freier Kreativität in Handwerk und Kunst.

Initiativen wie die offenen Werkstätten sind Versuchslabore, die sich genau dieser Fragestellung annehmen können.

In einer solchen Realität wären die offenen Werkstätten in der öffentlichen Wahrnehmung nicht mehr im Nischendasein alternativer Freizeitangebote, sondern würden im Zentrum der existentiellen Fragestellung nach einer menschenwürdigen Zukunft stehen und könnten Anregung und Orientierung vermitteln.

Damit ist der Wille zur Entwicklung skizziert, dem sich die Kooperation „Werkstatt Freiraum“ annehmen wird.